Naturschutzfachliche Erkenntnisse
Hier werden komprimiert die Erkenntnisse verschiedener Gutachten, Studien und Untersuchungen zusammengestellt. Details zu den jeweiligen Arbeiten können unter Studien und Gutachten nachgelesen werden.
1. Einflüsse auf Wildtiere
Geländestruktur und Vegetation
Für die meisten Wildtiere sind Deckungsmöglichkeiten wichtig. Strukturiertes Gelände beispielsweise mit Gräben, Mulden, Vorsprüngen etc. kann Schutz und Sicherheit bieten. Darüber hinaus ist auch die Vegetation von Bedeutung. In Wäldern, Strauch- und Latschengebieten fühlt sich Wild allgemein sicherer. Auf deckungsfreien Flächen reagieren Wildtiere allgemein empfindlicher.
Feinderkennungsvermögen
Wildtiere können für sie gefährliche Tiere von anderen harmlosen Tieren in der Regel unterscheiden. Die richtige Einschätzung des möglichen Risikos ist wichtig, um unnötigen Energieverbrauch durch Stress oder Flucht zu vermeiden. So können beispielsweise Murmeltiere ihren wichtigsten natürlichen Feind (Steinadler), von einem harmlosen, im Flugbild aber sehr ähnlichen Gänsegeier unterscheiden. Dasselbe hat man bei Enten im Freiland festgestellt, mit Unterscheidungsvermögen zwischen dem für sie ungefährlichen Mäusebussard und dem gefährlichen Habicht. Hängegleiter und Gleitsegel haben keine „Greifvogelsilhouette“, die bei den Tieren Wirkung erzeugen könnte.
Überraschungsmoment
Reaktionen sind vor allem dann zu erwarten, wenn sich Flugobjekte aus Sicht der Tiere unerwartet und rasch nähern, z.B. hinter einer Geländekante. Wegen des Überraschungsmoments wird dann vorsorglich Deckung aufgesucht. Hängegleiter und Gleitsegel bewegen sich im Vergleich zu anderen Luftfahrzeugen allgemein gemächlich und eher langsam.
Gewöhnung
Im Gleitwinkelbereich viel beflogener Gebiete sind Reaktionen von Wildtieren geringer. So sind im Untersuchungsgebiet Oberallgäu 95% der Gemsen an ihrem Ort verblieben und haben Äsen und Ruhen fortgesetzt. Wie das angeborene Feinderkennungsvermögen hilft auch die Lernfähigkeit unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden.
Tageszeitlicher Flugbetrieb
Die ruhigen Dämmerungszeiten sind für viele Tierarten besonders wichtig. (Aktivitätsrhytmus) Diese Zeiten überschneiden sich in der Regel nicht mit der fliegerisch interessanten Tageszeit.
Jahreszeitlicher Flugbetrieb
Im Winter ist die Energiebilanz bei Wildtieren meist negativ. Fluchten sind besonders im Schnee energiezehrend. Im Frühjahr und Frühsommer wird der Nachwuchs aufgezogen, die Tiere reagieren dann sensibler auf Reize von außen.
Flughöhe
Flughöhe, örtliche Deckungsverhältnisse und Flughäufigkeit stehen in engem Zusammenhang. Bei regelmäßigem Flugbetrieb und rascher Erreichbarkeit von Deckung sind Überflüge oberhalb 50 – 100 m unkritisch, bei selten beflogenen Gebieten ab 150 m. Langes Verweilen in geringer Höhe über Wildtieren ist störintensiv.
Streckenfliegen
Im Allgemeinen sind Streckenflüge für Wildtiere unproblematisch, weil sie fast ausschließlich in großer Höhe und selten stattfinden. Problamatisch sind die Phasen, wenn der Pilot nach Talsprüngen niedrig ankommt und neue Höhe zu gewinnen sucht.
Besonderheiten für Vögel
In der Nähe von Brutplätzen reagieren Greifvögel
während der Brut- und Aufzuchtphase sensibel auf
Fluggeräte, die sich mehr als 500 – 300 m nähern.
Sie „verteidigen“ ihren Horstbereich z.B. durch
Girlandenflug (Steinadler). Außerhalb des Brutbereichs und der
Brutzeiten besteht meist friedliche Koexistenz zwischen
Greifvögeln und Hängegleitern/ Gleitsegeln, sie kreisen
häufig im gleichen Aufwind.
Wiesenbrüter, wir Brachvogel, Uferschnepfe und Kiebitz,
zeigen auf Flugbetrieb mit Gleitsegeln während der Brut- und
Aufzuchtzeit auch in Nestnähe kaum Reaktionen, ab 200 m
Überflughöhe keine Reaktionen.
2. Einflüsse auf die Vegetation
Vegetation an Startplätzen
Je steiler und je feuchter der Untergrund ist, desto mehr wird die
Vegetation belastet. Zu berücksichtigen ist die
Nutzungsfrequenz und der jeweilige Vegetationstyp. Die meisten
Magerrasentypen vertragen eine maßvolle Trittbelastung. Die
Nutzung als Startplatz kann dieser Vegetation dienlich sein, wenn
dadurch eine Verfilzung oder Verbuschung verhindert wird und
Lebensräume für besondere Tier- und Pflanzenarten
erhalten bleiben. Auf landwirtschaftlich genutztem
Intensivgrünland ist Flugbetrieb aus naturschutzfachlicher
Sicht unbedenklich. Bei einem vielgenutztem Startplatz wird sich
die Vegetation zu trittresistenten Pflanzengesellschaften
verändert, trittempfindliche Pflanzen können
verdrängt werden. Erosionserscheinungen lassen sich mit Hilfe
von Gittermatten vermeiden