Kaum ein anderer Luftsport vermittelt den Vogelflug und ein intensives Naturerleben besser als das Drachen- und Gleitschirmfliegen. Mit Sonnenenergie und dynamischen Winden werden für das lautlose Fliegen natürliche Ressourcen genutzt. Wie Drachen- und Gleitschirmpilotinnen und - piloten die Lebensqualität der Tiere und Pflanzen beeinträchtigen können, ist auf den ersten Blick nicht so klar ersichtlich. Man fliegt ja schließlich ohne Motor, nahezu lautlos und nützt nur natürliche Ressourcen. Wo liegt das Problem? Wenn Beeinträchtigungen auftreten, wie sind sie zu lösen und am besten zu vermeiden? Kann ich als engagierter Drachen- oder Gleitschirmflieger eventuell sogar den Schutz der Natur unterstützen? Diesen Fragen wird in den "Ausbildungsunterlagen Naturschutz" nach dem Motto „Verstehen statt verbieten“ nachgegangen, und die verschiedenen Aspekte für naturverträgliches Fliegen werden erläutert. Jede Pilotin und jeder Pilot soll das Wie, Wo Wann und Warum besser verstehen. Die Fakten sollen motivieren, die Bedürfnisse und Ansprüche der Pflanzen und Tiere zu erkennen und Rücksicht zu nehmen.
Gerade in der Anfangszeit des Drachen- und Gleitschirmsports gab es zahlreiche Konflikte zwischen Naturschutz, Jagd und Piloten bei der Zulassung von Fluggeländen. Die ursprünglich sehr emotional geprägte Diskussion hat inzwischen mehrheitlich dem konstruktiven Dialog Platz gemacht. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen über die Auswirkungen des Drachen- und Gleitschirmfliegens auf Wildtiere und die Vegetation wurden in den letzten Jahren erstellt. Die Erkenntnisse bilden die Basis für Problemlösungen und einer Kooperation zwischen Naturschutz und Piloten.
Bewährt hat sich die Integration der Pilotinnen und Piloten in den Naturschutz. In vielen Geländen leisten die Vereine wertvolle Pflege- und Entwicklungsarbeiten im Sinne des Naturschutzes. So bleiben z.B. durch regelmäßige Mäharbeiten wertvolle Mager- und Trockenrasenbereiche erhalten. Viele Vereine führen auch mit viel Aufwand Maßnahmen zur Sanierung der Startplätze durch, z.B. durch den Einbau von Jutematten.
Unter dem Motto "Thermik nützen - Adler schützen" läuft seit einigen Jahren das Kooperationsprojekt zwischen dem DHV und dem UNESCO-Biospärenreservat Berchtesgaden. Dabei handelt es sich um ein spezielles Informationssystem. die für den Steinadler sensiblen Bereiche werden den Pilotinnen und Piloten bekannt gegeben. So können Drachen- und Gleitschirmflieger die besonders empfindlichen Zonen meiden. Alternativ werden für die Flieger interessante Thermikgebiete angezeigt. dieses System wurde inzwischen auf andere Gebiete erfolgreich übertragen. Aufgrund der Zusammenarbeit mit den örtlichen Drachen- und Gleitschirmvereinen ist die Akzeptanz der Regelungen sehr hoch. Z.B. konnte am Wallberg im Landkreis Miesbach trotz der relativen Nähe des Steinadlerhorstes zum Fluggelände kein negativer Einfluss festgestellt werden.