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Felsbiotope


Felsen mit ihren Block- und Geröllhalden sind faszinierende Lebensräume. Es sind waldfreie Sonderbiotope mit extremen Umweltbedingungen für die felsbewohnenden Pflanzen und Tiere. Außerhalb der Alpen gehören die steinigen Lebensräume zu den seltenen Biotopen. Als naturnahe Inseln stellen sie vom Menschen kaum beeinflusste, wertvolle Urbiotope dar.

Waldfreie Biotope

Felsen, Block- und Geröllhalden gehören zu den letzten Resten der Naturlandschaft. Die steinigen Ökosysteme konnten sich über Jahrtausende vom Menschen weitgehend unbeeinflußt entwickeln. Die Art des Gesteins, die Bruchstrukturen der Erdkruste und die landschaftsgeschichtliche Entwicklung bestimmen die heutige Gestalt der Felsen in den jeweiligen Naturräumen und damit auch die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere. Offene Felsbildungen besitzen ein eigenes Mikroklima. Die Temperaturen auf der Gesteinsoberfläche können im Jahresverlauf zwischen -20° und +60° Celsius schwanken - Kälte, Hitze, Trockenheit, Wassermangel und Frost- und Hitzesprengung sind die Folgen. Im steilen Gelände verhindern Gesteinsabtragung und Erosion die Bildung einer Bodenauflage, allenfalls an wenigen Stellen entstehen flachgründige Rohböden. Die spärliche Vegetationsdecke bleibt deshalb lückig, Bäume und Sträucher haben meist keine Überlebenschance. Felsen sind natürlicherweise waldfreie Biotope.

Kleinlebensräume

Bei näherer Betrachtung zeigen Felsökosysteme eine enorme Standortvielfalt. Felsfuß, Felswand, Felskopf und Felsflanken sind Teillebensräume im Ökosystem Fels. Hinzu kommen Strukturen wie Risse, Spalten, Löcher, Absätze, Überhänge und Nischen. Auf engem Raum ändern sich Exposition, Beschattung, Feuchtigkeit, Zerklüftung und Bodenauflage. So entsteht ein buntes Mosaik verschiedener Kleinlebensräume. Am Rand der Felsen gibt es verschiedene Übergänge zu anderen Biotopen wie Höhlen, Magerrasen, Gebüsche und Wälder. Schließlich gleicht kein Felsen dem anderen, jedes Felsbiotop ist einmalig.

Block- und Geröllhalden

Natürliche Prozesse wie Frost- und Wurzelsprengung, Verkarstung, Erosion und Steinschlag führen zu einer allmählichen Abtragung der Felsen. Je nach Dichte der Gesteinsklüftung lösen sich größere oder kleinere Bruchstücke vom Fels ab, es bilden sich Blockhalden oder Geröllhalden. Letztere bestehen aus kleineren Gesteinstrümmern und scherbigen Bruchstücken. Während die Entstehung der gröberen Blockhalden im wesentlichen während der letzten Eiszeit erfolgte, unterliegen Felsen mit hoher Klüftung auch heute noch einer stärkeren Verwitterung. Deshalb sind ihre Geröllhalden weiterhin aktiv und in Bewegung, es kommt immer wieder zu Rutschungen im steilen Gelände.
Wie die Felsen sind auch Block- und Geröllhalden wertvolle Geotope mit sehr speziellen Umweltbedingungen für die dort lebenden Pflanzen und Tiere.

Seltene Spezialisten

Die harten Lebensbedingungen ermöglichen meist nur besonders angepaßten Tieren und Pflanzen, den Spezialisten und Überlebenskünstlern, eine erfolgreiche und dauerhafte Besiedelung. Die hohe Spezialisierung führt allerdings zu einer sehr engen Biotopbindung, weshalb viele felstypische Pflanzen- und Tierarten ausschließlich an Felsen vorkommen. Da Mittelgebirgsfelsen insgesamt nicht allzu häufig sind und flächenmäßig nur einen geringen Anteil an der Landesfläche haben, gehören auch ihre Bewohner zu den selteneren Arten. Nachteilig wirkt sich auch die inselartige Verteilung der Felsbiotope in der Landschaft aus. Dies führt bei zahlreichen felsbewohnenden Arten zur Isolation von kleinen Teilbeständen, wodurch sich das Risiko des Aussterbens für die Tiere und Pflanzen erhöht.
Hinzu kommt die Gefährdung durch den Menschen, so dass viele Felspflanzen und Felstiere in die „Roten Listen“ der gefährdeten Tier - und Pflanzenarten aufgenommen werden mussten.

Hitze, Trockenheit und Steinschlag

Felsen sind Sonderbiotope mit extremen Umweltbedingungen:

  • hohe tages- und jahreszeitliche Temperaturschwankungen
  • starke Sonneneinstrahlung und Windwirkung, Trockenheit, Wassermangel
  • steiles Relief, Erosion, Verwitterung, Steinschlag
  • geringe Bodenauflage, fehlender Wurzelraum, wenig verfügbare Nährstoffe
  • große Standortvielfalt, häufige Veränderung der Lebensbedingungen,
    isolierte Lage


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